Stell dir einen Ort vor, an dem Menschen aller Nationalitäten friedlich gemeinsam das Leben feiern. Sieben Tage lang. Unter der Sonne und den Sternen, zu den hypnotischen Klängen psychedelischer elektronischer Tanzmusik. Weit weg von Großstadttrubel, Alltag und Stress. Ein Ort des freien Ausdrucks, ein Ort der Liebe. Das ist das Boom-Festival. Ein psychedelisches Festival, das alle zwei Jahre in Portugal stattfindet. Ich war dabei und freue mich, meine Erfahrung auf dem Boom Festival 2023 hier mit euch zu teilen.
*Wer psychedelische und anderen bewusstseinsverändernden Substanzen gegenüber sehr kritisch eingestellt ist, sollte sich besser nach einem anderen Festival umschauen.
Meine Erfahrung auf dem Boom Festival 2023
Der Weg zum magischen Boomland ist kein einfacher, aber er lohnt sich definitv
Boom Festival Anreise
Die Reise zum Boom Festival ist schon ein Abenteuer für sich. Das Boom findet in Portugal statt, nahe der Grenze zu Spanien. Es gibt verschiedene Wege zum abgeschiedenen Boomland zu kommen. So organisiert das Festival Busreisen aus einigen europäischen Ländern und Bustransfers von den Flughäfen Lissabon und Madrid. Ich bin nach Madrid geflogen und mit dem Boombus weiter. Die Fahrt an sich sollte 4,5 Stunden dauern, allerdings muss man am Flughafen erst mal einige Zeit anstehen und dann hat sich unser Busfahrer verfahren. Schließlich kamen wir noch in eine Polizeikontrolle und waren mit Abholung der Bändchen ganze acht Stunden unterwegs! So begann meine Erfahrung auf dem Boom Festival 2023 relativ stressig. Von anderen Boomern hörte ich später allerdings, dass ihre Anreise mit dem Boombus deutlich unkomplizierter verlief. 😀
Wer möchte kann sich natürlich auch auf eigene Faust mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durchschlagen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, per Auto oder Van anzureisen und dann in einer der Caravan-Camping-Areas zu campen. Dafür sollte man jedoch auch ausreichend Zeit einplanen, da es zu langen Schlangen vor dem Eingang zum Festival-Gelände kommt.
Über diverse Facebook-, Whatsapp- und Telegram-Gruppen werden zudem privat organisierte Fahrgemeinschaften vermittelt. Über so eine Mitfahrgelegenheit kam auch eine meiner Freundinnen vom Flughafen Madrid zum Boomland.
Tipp: Wer mit dem Boombus auch wieder zurück zu einem Flughafen fährt, sollte rechtzeitig an der Bushaltestelle sein. Es gilt first come, first serve und es sind wirklich sehr viele Menschen, die ihren Flug nicht verpassen möchten.
Die Reise zum Boom-Festival lässt sich gut mit ein paar Tagen Urlaub verbinden. Viele Boomer verbringen zum Beispiel noch etwas Zeit in Lissabon oder entspannen am Meer. Nach einem intensiven und anstrengenden Festival ist das sowieso eine gute Idee. Vom Boom zurück in die Realität zu finden, ist nämlich gar nicht so einfach, viele Eindrücke wollen integriert werden.
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Wer früh ankommt, kann sich noch einen schönen Campingplatz aussuchen
Camping auf dem boom Festival
Das Gelände des Booms ist sehr groß mit viel Platz zum Campen. Wer im Zelt schläft und rechtzeitig dran ist, kann sich sogar einen schönen Schattenplatz unter einem Baum oder Gebüsch suchen (sonst ist ab ca. 9 Uhr kein Schlaf mehr drin). Für Caravans sieht es etwas anders aus, die haben nicht ganz so viel Auswahl. Allerdings ist es das Campen dem Boom generell entspannter, als bei anderen Festivals. Zelt an Zelt muss hier niemand campen. Die Camping-Areas sind großflächig angelegt und auch nach mehreren Tagen längst noch nicht so verdreckt, wie ich es schon erlebt habe. Es ist auch möglich, sein Zelt bei den Vans aufzuschlagen. So habe ich es gemacht, da eine meiner Freundinnen mit dem Van anreiste. Wir waren relativ weit (ca. 20 Minuten Fußweg) vom Festivalgelände entfernt, aber hatten es dafür schön ruhig.
Ein Ausschnitt der Karte de Festivalgeländes vom Boom 2023
Die Toiletten auf dem Boom sind ökologisch und sehr sauber. Auch die Duschanlagen sind gut, allerdings gibt es aufgrund der Wasserknappheit nur bestimmte Zeitfenster, in denen geduscht werden kann. Aber auch das war kein Problem. Zu meiner Erfahrung auf dem Boom Festival hat das Camping eigentlich nur positiv beigetragen, denn es war deutlich angenehmer, als auf den meisten anderen Festivals, die ich bisher besucht habe.
Das Gelände ist nachts kaum wiederzuerkennen und überall gibt es trippy Dekorationen und Installationen zu erkunden
Wie läuft das Festival ab?
Das Boom-Festival startet ganz langsam, man hat also gut Zeit, sich mit dem Gelände vertraut zu machen und ans Festival-Leben zu gewöhnen. An den ersten beiden Tage gibt es noch relativ wenig Programm. Ein paar vereinzelte Workshops und entspannte Ambient-Musik in den Gardens. Am dritten Tag geht das Boom dann mit der magischen Eröffnung des Dance-Tempels so richtig los – und auf einmal ist allen klar, wofür sie da sind. Beats schallen übers Gelände, Tanzen, Jubel und eine elektrisierende Stimmung erfüllen die Luft. Ab dann gibt es jede Nacht und jeden Tag fast durchgängig musikalische Acts, Zeremonien, Workshops und mehr. Nur zwischen 18 und ca. 21 Uhr ist es ruhig, dann läuft nur am Funky Beach noch Musik und viele nutzen die Zeit, um sich auf die Nacht vorzubereiten.
SLIDER: Reisfelder, der Gembleng Waterfall und der Tempel Tirta Gangga
Am See chillen, Workshops besuchen, Raven oder ein Schlammbad nehmen – auf dem Boom wird es nicht langweilig
Musik: Genres und Acts auf dem Boom-Festival
Das Boom ist bekannt als eines der besten Psychedelischen Festivals der Welt. Klar also, dass Psytrance hier die Hauptrolle spielt. Aber das musikalische Spektrum ist groß. Auf drei großen und ein paar kleinen Stages spielen fast rund um die Uhr DJs und Bands. Darunter der Alchemy Circle, wo Techno auf dem Boom-Festival zuhause ist. Als ich auf dem Boom war legten z. B. Enrico Sangiuliano, Sama Abdulhadi und Captain Hook hier auf. Besonders nachts hört man im Alchemy Circle auch richtig dunkle, psychedelische und hypnotische Sets.
Der Alchemy Circle bei Nacht: Die Techno-Stage des Booms
Als weltberühmtes Psytrance-Festival ist die bekannteste Stage auf dem Boom der Dance Temple. Hier findet die große Opening Zeremonie statt und hier spielen Psytrance-Größen wie Astrix, Ace Ventura oder auch Highlight Tribe mehrstündige Sets. Tagsüber wie nachts ist die Stimmung grandios, aber besonders bei Nacht punktet der Dance Temple mit einzigartigen Effekten und Light Shows.
Achtung Eigenwerbung: Ich lege selbst Psytrance und Techno auf. Hör also gerne mal bei meinen Sets auf Soundcloud rein.
Willkommen im Dance Tempel – dieser Floor ist ein Psytrance-Paradies
Für etwas langsamere, entspanntere, aber durchaus psychedelische Musik sind “The Gardens” der richtige Ort. Hier läuft z. B. Ambient, Psybient, Psydub und mehr. Nachts kann die Musik hier auch sehr trippy, manchmal düster und generell außergewöhnlich werden.
Abgesehen von den drei großen Stages des Boom-Festivals, gibt es noch einige kleinere Spots auf dem Gelände, wo Musik gespielt wird. Im Sacred Fire z. B. treten oft Live MusikerInnen auf. Und die Funky Beach Stage ist “The Place To Be” für funky Gute-Laune-Sounds.
Insgesamt ist die Musik auf dem Boom-Festival sehr vielseitig, aber natürlich dominiert von psychedelischen elektronischen Klängen und treibenden Bässen.
Überall gibt es etwas zu entdecken. Hier spielte zum Beispiel eine Reaggea-Band am Secret Fire
Essens- und Getränkeangebot
Ausreichend (und gut) Trinken und Essen ist ein wichtiges Thema auf Festivals – besonders wenn sie eine Woche oder länger gehen. Das Essensangebot auf dem Boom-Festival ist groß und vielseitig. Von indischem Curry über Bowls und Pizza bis hin zu Frozen Yoghurt gibt es auf dem Festivalgelände leckere Gerichte. Die Preise für Essen auf dem Boom waren 2023 in Ordnung, ich habe für ein warmes Gericht im Food Court zwischen 7 und 12 € gezahlt. In den Community-Kitchens gibt es auch die Möglichkeit, selbst zu kochen. Und wer dafür Zutaten braucht, kann diese im Supermarkt kaufen. Dieser ist allerdings relativ teuer, also lieber selbst alles mitbringen. Trinkwasser gibt es im Boomland umsonst an den Trinkwasserstationen. Hier kann man seine Trinkflasche regelmäßig auffüllen, was bei den Temperaturen wirklich sehr wichtig ist. Und an den Bars sowie kleineren Ständen werden natürlich auch alkoholische Getränke wie Bier, Cider und Cocktails verkauft.
Das ganze Boomland ist voller kreativer Installationen
Kein “Standard”-Festival: Workshops, Shows und mehr
Das Boom ist nicht nur ein Musik-Festival, sondern auch ein spirituelles Gathering und ein Ort für Heilung. Jeden Tag finden deshalb verschiedene Workshops statt. Darunter Yoga-Classes, Sound Healing, Breathwork, Ecstatic Dances, Meditationen und mehr. Es gibt Vorträge zu den unterschiedlichsten Themen und auch Performances kann man sich anschauen. Sogar persönliche Healing-Sessions mit Heilern kann man sich buchen (diese kosten aber meist extra). Das Boom-Festival ist somit der perfekte Ort, um sich auszuprobieren und Neues zu entdecken. Nicht umsonst nennt man es auch ein “Transformational Festival”.
Einer der vielen Ecstatic Dances die täglich auf dem Boom stattfinden
Meine Erfahrung auf dem Boom Festival 2023 (persönlich)
Ich war schon auf ein paar Musikfestivals – größere und kleinere verschiedener Genres. Boom kann man mit nichts davon vergleichen. Die vielen offenen und fröhlichen Menschen aus aller Welt, die ganze wunderschöne Dekoration, die Musik und alles drumherum schaffen eine einzigartige Atmosphäre. Im Boomland gibt es keine Regeln und Gesetze, außer den anderen Boomern mit Respekt und Liebe zu begegnen. Und daran halten sich hier alle. Es fühlte sich an, als würde man eine riesige, mehrtägige Party mit Freunden feiern. Man umarmt sich viel, teilt miteinander, lernt ständig neue spannende Menschen kennen und entdeckt neue Seiten an sich selbst. Streit, schlechte Nachrichten und Bad Vibes jeglicher Art gibt es nicht und das ist wunderschön. Es fühlt sich an, wie eine andere und bessere Welt. Persönlich hätte ich das Leben auf dem Boom Festival gut noch ein paar Tage länger ausgehalten. Eine Woche vergeht zu schnell. :’)
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